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Georg Glatzel präsentiert seine neuen Arbeiten bei der Vernissage ,,City Moments‘‘ für die Reihe ,,Kunst-im-Serverhotel‘‘ im IT-Systemhaus Heidelberg iT Management GmbH & Co. KG (Kurpfalzring 110, 69123 Heidelberg).

Bericht der Rhein-Neckar-Zeitung:

Eine gute fotografische Doppelbelichtung ist keine einfache Sache. Dies gilt umso mehr, wenn sie mit einer analogen Kamera gemacht wird und der Fotograf nach und nach von Schwarzweiß auf Farbe umschwenkt. Es beginnt mit unzähligen Versuchen bei einer begrenzten Zahl von Motiven, wobei man versuchen muss, die Belichtungsgegebenheiten genau zu schätzen. Denn egal, was das Motiv ist – das äußere Licht fällt zwei Mal auf die lichtempfindliche Seite des Films (oder des Dias), sodass die jeweilige Belichtungszeit durch zwei zu teilen wäre. Doch die zu fotografierenden Motive lassen diese einfache Rechnung selten zu, manchmal ist eine Zone heller als die andere und umgekehrt.

Anders gesagt: Wer damit anfängt, muss ein richtig gutes Auge haben und eine wache Empfindsamkeit für die Lichtverhältnisse besitzen.

Der in Hamburg geborene und in Heidelberg sowie New York lebende Fotograf Georg Glatzel macht es sich allerdings noch etwas schwerer: Er wählt Orte, wo er zunächst frontal fotografiert, dann dreht er sich um 180 Grad und nimmt die gegenüberliegende Seite in einer Art Sandwichtechnik ebenfalls auf. Dabei muss er die Lichtverhältnisse der ersten Aufnahme im Gedächtnis behalten, was um einiges leichter gesagt als getan ist.

Die Ergebnisse sind verblüffend: Die New Yorker Brooklyn-Bridge scheint mit der Manhattan Skyline zu verschmelzen, der schwarze Taxifahrer, der in seinem Cab eingeschlafen ist, wird möglicherweise im Traum von Werbung für Mode und Parfum begleitet.

Doch halt: Das Foto heißt Crime, auf dem Dach des Taxis befindet sich ein Verkehrspylon, als ob hier ein Mord geschehen wäre. Und die Reklame dahinter trägt den amerikanischen Fernsehserientitel ,,How to get away with murder‘‘. Und in der Tat, ein Blick in das Interieur des Taxis gibt keinen Aufschluss darüber, was möglicherweise passiert ist. Je genauer man zu schauen versucht, desto zweideutiger erscheint das Geschehen.

Georg Glatzel beherrscht aber auch die klassische Form der Doppelbelichtung: einen Gegenstand (oder eine Landschaft) so aufzunehmen, dass ein Teil des Bildes eine ,,Montage‘‘ von einem zweiten Bild ermöglicht.

Der Zufall wollte, dass der Fotograf am Ufer des East River ein zertrümmertes Piano sah und sich beeilte, die Manhattan Bridge mit in das Bild aufzunehmen. Eine surreale Doppelbelichtung, in der klar wird, wie präzise der Fotograf arbeitet, wenn man bedenkt, dass Glatzel nicht die digitale Bildzusammensetzung zur Hilfe ruft.

Ein ausdrucksstarkes Bild zeigt die verfremdete Darstellung des Rockefeller Centers im Abendlicht: Hier geht es offensichtlich um unterschiedliche Zoom-Bewegungen des Objektivs, die solche multiplen Belichtungen in einer kurzen Folge ermöglichen.

Doch beschränkt sich Georg Glatzel nicht auf seine zweite Heimatstadt New York, sondern ist auch in Florenz, Paris oder Wien fotografisch unterwegs. Seine Serie farbiger Doppelbelichtungen machen einen Ausstellungsbesuch unbedingt empfehlenswert.

Von Milan Chlumsky – Rhein-Neckar-Zeitung / Nr. 120, 24.05.2019

Vernissage City Moments – Georg Glatzel (Film)

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